Eifel – nochmal Ahrtal – Westerwald und Tonpfeifen

Dieser Tag war nicht soooo spektakulär, könnte man sagen, ABER: ist es nicht schon spektakulär, morgens aufzuwachen in einem zwar noch nicht warmen Bus, aber später mit einem heissen Kaffee nochmal in die Schlafnische zu kriechen? Ich stehe auf dem WoMostellplatz in Blankenheim und fühle mich fehl am Platz: kleiner Kastenwagen, der keinen Strom braucht und kein Wasser und trotzdem 8 Euro zahlt, naja, für das sichere Stehen…. nächstes Mal wieder auf nem Wanderparkparkplatz oder an einem Sportheim, denke ich. Passt besser zu mir als Rudelparken.

Ein letzter Gassi-Gang mit Chai und hüpf in den Bus, will jetzt nach Schuld fahren, also die Ahr abwärts und von dort aus nach Hilgert im Westerwald zum letzten Tonpfeifenbäcker Deutschlands: Jens Steuler.

Navi einstellen für Schuld, ein Ort an der Ahr, der in die Schlagzeilen kam, weil man ihn vergessen hatte bei der Flutkatastrophe. Je mehr ich die Ahr runterfahre, desto katastrophiger wird es. Manche Umleitung wirkt wie eine Fahrt in eine andere Welt. Ich fahre in einen Kreisel, der auf einen Tunnel zuläuft und überlege kurz, ob dahinter noch Welt existiert: alles grau und voller Schlamm, hinter dem Tunnel nix zu sehen, als ob es nicht weiterginge. Beklemmend. Schuld existiert nur noch halb. Die Häuser, die mal an der Ahr standen: dort ist alles plangeschoben. Nix mehr da. 

Wieder mein Rat an Euch: fahrt hin, redet mit den Menschen!

Navi wird umgestellt auf Hilgert im Westerwald. Bin auf Jens gestossen in der Zeitschrift WALNUSSBLATT. Und ich will ja echte Menschen kennenlernen, die sich mit alten Gewerken oder mit neuen Ideen beschäftigen. 

Jens hat von seinen Vorfahren das seltene Handwerk des Tonpfeifenbäckers übernommen. Ja, die zum Rauchen, nicht die zum Töne machen, bin ich schon gefragt worden. Und nein, ich rauche nicht, interessiert mich aber. Im ersten Beruf ist Jens Lehrer in Hachenburg. Das mit den Pfeifen macht er als Hobby. Er hat es von seinem Großvater noch gelernt und ist jetzt infiziert. Die Formen hat er auch von seinen Vorfahren. Als ich ihm von meiner Reise erzähle, schenkt er mit eine Pfeife mit einem Weinfass und einem Winzer drauf… Ob ich jetzt wohl das Rauchen anfange? Sicher nicht, aber mal probieren, wie es sich anfühlt: schon.

Und dann wird der Abend noch sehr illuster. Es kommen immer mehr Leute aus der Gegend vorbei in der UMARMBAR. Wir klönen über Politik, Schule und auch über Hunde, da mit Chai noch 2 andere in der Werkstatt sind. 

Es ist skurill und menschlich zugleich: wir sitzen in einer alten Werkstatt zwischen Pfeifen, Formen und Werkbänken und trinken Bier und zu guter letzt kommt noch Klaus aus Münchweiler vorbei auf dem Weg von einer Geschäftsreise nach Köln. Die Welt ist eine Erbse. „Was Du für Leute kennst“ sagt Klaus.

Wie kommst du jetzt hierher? Artikel gelesen, angerufen, hergefahren. 

Ist doch einfach, oder? Und morgen? Achja: das hat sich gerade geklärt: habe eine Einladung nach Hofheim bekommen zu guten Freunden. „Damit Du mal wieder warm duschen kann und dann gibts Spargel bei uns. Außerdem hat Sabine am Sonntag Geburtstag…“

Ich bring den Wein mit aus dem Ahrtal……und den coolen Spruch vom Kaffee…