Vom Fahren und Ankommen

Chai sitzt vor mir auf einem Stein, ein Hauch von Meereswind zerzaust seine Schlappohrhaare und seine „Antennen“ auf dem Kopf. Wir blinzeln beide in die aufgehende Sonne. Um uns herum Vogelgezwitscher von Nachtigallen und Rotkehlchen.

Am Karfreitgagmorgen noch in Lonja aufgewacht, zwischen den Häusern von Marion, Fahrt nach Moscenice über 4 Stunden, abends an der Feuerstelle gesessen mit Adelheid. Könnte man als Stakkato-Bericht so lassen, wie ein Eintrag ins Logbuch: keine besonderen Vorkommnisse.

Ja aber doch! Ich lebe ja nicht allein zwischen Kaffee- und Rotweintrinken.

„Gibt es etwas, was in dir brennt, was du immer schon wolltest und was immer wieder in dir hochsteigt?“ Adelheid bringt es wieder auf den Punkt.

Wie oft leben wir aus Mangel-Gedanken. Agieren „weg-von“, gehen nur arbeiten, aus Angst, das Geld reicht nicht. Angst treibt uns vor sich her, wir können nicht mehr denken, nur noch überleben.

Ein „Hin-zu“-Wirken kommt aus Liebe: zum Leben, zur Schönheit, zum Menschen, zur Natur.

Baue ich ein Haus, um zu überleben oder um mir kreative Träume zu manifestieren? Hausen oder wohnen.

Auch auf der Fahrt hierher hing ich solchen Gedanken nach. Als ich auf der Autobahn auf die Meeressicht einbog, kamen mir die Tränen. Mir wurde genau das bewusst: Das Leben liebt uns. Es WILL uns hier und beschützt uns. Wir sind Schöpferwesen. Jeder hat eine Geschichte und Erfahrungen, die ihn was anderes glauben lassen (!glauben) will.

Wenn uns das bewusst wird und wir durch unsere Ängste durchgegangen sind, sind wir frei zu lieben.

Die Fahrt vom Naturschutzgebiet, durch karge Gebirgslandschaft runter ans Meer, dort durch kleine Städtchen in engen Kurven am Meer entlang enthüllte eine innere Landschaft in mir.

Erfahren bekommt dann eine doppelte Bedeutung.

Chai hat sich jetzt in ein Körbchen gelegt, was ich aus dem Bus gekramt habe und ich sitze auf einem Stein und die ganze Meeresbucht vor mir wird mit einem Klangteppich von den Nachtigallen verzaubert.