Bus stand abends noch im Regen, morgens in 10cm Schnee. Ich nehm mein Gas ungern zum Schlafraum heizen, mir ist Kaffee morgens wichtiger, da ist es schon bissle klamm um die Koje, wenn ich aufwache, bzw wenn Chai rumnöhlt ab 6.00, und rege ich mich nicht gleich, turnt er durch den Bus und es wackelt, als ob jemand von aussen anschuckt…
Da ich vorm Haus von Marina geparkt habe in der Einfahrt und diese schief ist, ist Kaffeekochen keine Option, Also erst 5 Minuten Bus warm machen, ab ins Bad anziehen und mit der kleinen vierpfotigen Heulboje Gassi gehen. So schön!!! Alles verschneit. Lange her, dass es unter meinen Schuhen knarrt beim Gehen. Chai freut sich so über den Schnee, er fräst sich mit der Schnauze voran durchs Pulver und wälzt sich und sieht danach aus wie dekoriert mit weissem Flaum.
Was auch lustig aussieht: Schnee auf Forsythien! Ich nehm meinen Busabkehrundscheibesaubermachbesen und mach das, was der Name verspricht. David klopft an die Scheibe aus seiner Küche: „Der Kaffee dampft hier, kannst kommen!“ Gibts denn sowas? Jetzt haben die sogar Eier gekocht und Brötchen geholt und das ist in Hilgert nicht so einfach: es gibt dort keinen Bäcker.
David und Marina haben ihr Häuschen so liebevoll und phantasievoll renoviert. Oder hat von Euch schon mal jemand eine tiefergelegte Badewanne gesehen? Ja: Der Boden ist tiefergelegt im Bad, dort ist eine Wanne eingelassen und somit kann man auch in der Dachschräge stehend duschen. Und überall Keramik – kein Wunder wir sind in Kannebäckerland – und Kacheln und Rundungen und Holz und ein Bollerofen. Ich sitze später noch mit Marina stundenlang bei Kaffee und Tee und wir unterhalten uns über die wirklich wichtigen Themen: ehrliches Leben und keine Angst vor dem Tod und allem was dazwischen zählt. Sie erzählt mir z.B. dass sie Mittelaltermusik nicht nur liebt, sondern sie auch spielt und singt auf Mittelalter-Märkten und sie sogar unterrichtet. Ich bin immer wieder fasziniert über Lebensgeschichten und – Linien von Menschen und auch über ihre Offenheit, wenn ich mir einfach Zeit nehme und mein Herz offen lasse…
Wieder gute Freunde gefunden. Im Westerwald.
Ich will Keramik kaufen als Geschenk für eine Freundin und Marina schickt mich nach Hillscheid weiter zu Petra. Oh je! Ich könnte hier alles zamkaufen. Gut, dass mich der Busplatz diszipliniert.
Wieder ein tolles Gespräch, wie kommt Petra als Nordlicht in den windverwöhnten Westerwald?
Sie wiederum schickt mich zur Hüttenmühle, da könne man gut essen und stehen mit dem Kastenwagen. Ich fahr klar da hin. Sowas hab ich noch nicht gesehen: in einer Waldsenke steht ein Gasthaus mit Seminarkomplex und Waschhaus und Restaurant und Fischteich, alles ist im Stil von Hunderwasser verziert. Ich beschließe, bei Kaffee und Kuchen kurz einzukehren. Mache beim Reingehen eine fragende Handbewegung quer über den Mund: „Nein, Sie brauchen keine Maske mehr“ Nix mehr. Einfach setzen, bestellen und staunen. Ja, staunen. Ich komme mir vor, wie frisch gelandet von nem anderen Planeten. Ich war seit 2 Jahren nicht mehr in einem Restaurant, einfach so. Umso intensiver sind die Eindrücke um mich herum, eben wie außerirdisch: Säulen hunderwassermäßig verziert, ein Bollerofen mittendrin, hier ein Häschen, dort ein Blumenstrauß, schöne Musik…. ich sitze und esse Kuchen wie in Zeitlupe und Trance.
Danach schwebe ich raus zum „Oskar“ und fahre allmählich gen Hofheim.
Alex und Sabine erwarten mich schon. Ich freu mich immer so , die beiden zu sehen. Und bin sehr dankbar über ihre echte Freundschaft und Offenheit. Eine warme Dusche, die erste seit 5 Tagen. Sabine hat Gäste eingeladen zu Spargel und Hollandaise. Alex schnippelt Schinken und ich schäle Kartoffeln. Ich bin einfach DA, ich BIN einfach da, ich bin EINFACH da.
Bettina und Andreas und Jürgen und Petra sind eingeladen. Reden, zuhören, Pläne schmieden, Ideen zusammentragen, Wein trinken und : LACHEN!
Um halb zwei bin ich im Bett und sinniere noch über Freunde und wie dankbar ich bin.