Das Gefühl des Nordens zieht ein

Der Blitz ölt gelb aus dem Himmel, direkt danach ein Krachen und es stehen fettdunkle Wolken überm Meer nördlich von Kullaberg. Den Schweden und Dänen macht das nix, in Deutschland hätte eine Warnapp gesagt, dass schwere Gewitter drohen und den Weltuntergang verkündet. Hier zieht man sich Ölzeug oder Plastiktüten über und stapft trotzdem zum Leuchtturm.

Ich muss gestehen, dass ich auch erst Bedenken hatte, ob ich mein Vorhaben, den Ort von Nils Holgerson zu besuchen, durchziehen soll.

Wie Ihr wisst bin ich ja nie allein unterwegs, würde ich mich nicht trauen, der Heilige Geist sitzt immer auf dem Beifahrersitz, manchmal fährt er auch…

Heute will ich Euch mit reinnehmen in ein Thema, was ich gerade hier in DK und S und vermutlich auch in N abarbeite: Angst, was nicht zu schaffen und ein Gefühl, etwas nicht verdient zu haben. Kennt Ihr das auch?

Jetzt sitze ich gerade am Valbörg, unter Bäumen, es regnet und tropft in den See. Da bin ich vorhin reingestiegen, ABER erst habe ich genau im Führer nachgelesen, ob es auch wirklich ein Badesee ist, alle Schilder kontrolliert, dass ich ja nichts falsch mache und trotzdem war ein Gefühl von „warum gehen die anderen nicht rein?“ und da sagte jemand: Weil einfach jemand anfangen muss, der keine Angst hat! Ob mich ein Fisch beißt? Freundliches Lachen… zieh den Bikini an und geh rein! Eins nach dem anderen überwinden. Angst, Zögerlichkeit, Bedenken, Sorgen…

Gestern bin ich über die Verbindungsbrücke zwischen Fyn und Seeland gefahren, wieder diese Bedenken: wo wird man zahlen müssen? Geht dein Skyttel überhaupt? Ich habe mich über diese imposante Brücke vor Glück geweint und war sooo ergriffen. Am Ende ein Mauthäuschen, das wars. Wieder warmherziges Gelächter.

Die Fahrt zu meiner letzten Übernachtung in Tilsvildeleje wollte nicht enden gestern, ich war müde und konnte diese wunderbaren Alleen gar nicht mehr genießen und als ich zu schimpfen anfing – Sorry, Herr – kam das Schild von diesem Schloss. Kleines Nickerchen, Waldspaziergang mit Chai und weiter konnte es gehen.

Bei der Einfahrt nach Tilsvildeleje: Ort voller Touristen, Parkplatz voll, Strand voll, auf dem Parkplatz lauthalse Vorbereitungen für ein Festival am Wochenende. Nein, da bleib ich nicht! Komm ja grad aus meiner Eremitage und will diesen Rummel nicht. Naja, kurz an den Strand. Was soll ich Euch sagen: Gelernt habe ich, dass Vorurteile einen nirgends hinbringen. Ich bin geblieben, habe gebadet und wunderbar geschlafen. Als ich den Fokus von „was nervt mich hier“ zu „wie wunderbar ist das Leben und die Menschen, auch wenn es bunt und laut zugeht“ wechselte, fielen mir ganz andere Sachen auf. Neben mir stand ein finnisches Pärchen in einem alten Womo, hatten ihr Klapprad dabei und ließen es nachts davor stehen, daneben ein Van mit einer jungen Familie, die hatten in den Innenraum einfach eine Matratze gelegt, das Sandspielzeug der Kinder und davor das Wichtigste: ein Mega-Grill…. Schwerpunkte gibts….

Einige schlafen hier auch einfach in ihren Autos und lassen nachts die Tür aufstehen und decken sie ab mit Folie. Undenkbar in Deutschland.

Nachts kreisten noch ein paar Jugendliche mit ihren Motorrädern über den Platz und es hat mir nichts ausgemacht!

Am nächsten Morgen in das kühle Meer, die Klamotten auf einen alten Ast gehängt und Chai daran befestigt.

Es stand die Überfahrt von Helsingor nach Helsingborg an, die erste Fährenfahrt, auch die Überfahrt nach Schweden. Ich wieder aufgeregt. Und prompt hat es bei der Einfahrt auf die Fähre Probleme gegeben, Text nur auf dänisch, ich verstand nur Card und hielt meine Kreditkarte hin, nix, hat auch keine Pin gewollt…? Avbrecht gedrückt, alles nochmal, hinter eine ganz entspannte Schlange, nach dem dritten Mal eine Stimme aus dem Kasten „can i help you?“ yes, my Card does Not work…. Can i take the skyttel?… you mean the Bizz?… ??? … und dann ging es los: hinhalten an das was blau leuchtet (ich nehm die nächste Fähre, egal), nein bewegen Sie es, nein, das kann man  nicht lesen…. Drehen Sie es um… ??… erst als ich es QUER drehte machte es BING und die Schranke ging auf und ich was nass geschwitzt….

Auf die Fähre, neben mir ein überlanger Truck, 2cm von meinem Außenspiegel entfernt. Ey, wenn ein Pfälzer eine Fähre nimmt!!!

Die Fahrt war so ruhig, dass ich die ganze Zeit dachte, wann gehts los und dann waren wir schon „drüben“.

Dann ZOLL. Mit Hund, da musste in die Schlange der LKWs. Haben Sie was zu verzollen? Nö. Warum sind Sie in der LKW Schlange? Weil das die mit Hund ist?!?! Wo ist der Ausweis von dem Tier? Im Kofferraum 🙄

Aber dann: welcome to Sweden!

Wieder ein neues Gefühl!

Ich konnte es nicht glauben: Dänemark und Schweden fühlen sich anders an.

Nicht nur wegen der roten Häuschen, der Fjorde und der Seen…. Das Land tickt anders, ich kann es spüren.

Ich bin so fassungslos, dass ich wirklich hier bin! Dass ich durch diese wunderbare Landschaft fahre, kleine Dörfchen, durch Wälder, über Brücken zwischen Seen…. Es ist magisch.

Heute stehe ich in Röda Holme, in einer Bucht, einziger Bus, nur Einheimische hier, ganz wenige dieser typischen Häuschen… und wieder hatte ich bei der Suche nach einem Standplatz mit IHM diskutiert und wieder hat ER mich ganz sanft einfach her geführt.

Ich könnte das Gehader jetzt einfach mal lassen…..und den Duft und die Klänge des Nordens aufsaugen.

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