Das Heilige im Profanen oder Sonnenuntergang an der Baustelle

Chai ist der Asphalt zu warm und er riecht nicht gut, der blöde Teer ist ganz neu und naja: dampft echt nicht gerade parfumig….

Den ganzen Tag in der Bude gelegen bei dem schönen Sommerwetter, Gottseidank morgens noch an der Walddusche, danach bei Hans in Burrweiler wieder mal eine Wurst geschnorrt und jetzt hier vor dem Bus liegen bei Godramstein an der Baustelle. Was hat sich das Frauchen denn dabei gedacht? Muss man den Sonnenuntergang an einer Baustelle angucken? Den Trifels haben wir auch schon mal romantischer gesehen. 

Frauchen sitzt auf dem ausgefahrenen Tritt vom Bus und starrt nach Westen in den Pfälzerwald. Es kommen dauernd Autos vorbeigefahren, ein Falke ruft und die Grillen zirpen in den nahen Weinbergen. 

Ich leg mich jetzt wieder in den Bus hinter den Fahrersitz, da ist es kühler und weicher und es riecht besser. Jetzt macht sie Bilder?!?! Von was denn?

Von der Baustelle? Dem Dixi-Klo? Der Burg, die man kaum sieht? Den Verkehrsschildern? Versteh ich nicht. Gut, dass ich satt bin und wir vorhin noch an der Uni durch den Park gelaufen sind und vorher im Schillerpark die drei Gitarristen anhörten, die mit Bier und Noten zwischen Büschen und Bäumen spielten. 

Da waren viele Leute und ich glaube, es wurde meinem Alpha zu viel und sie ist dann einfach mal Richtung Westen aus der Stadt gefahren. Jetzt sitzt sie da regungslos und guckt.  ?? 

Ja, ich sitze da und schaue, gucke, fühle, rieche, lausche… Was hat meditieren bzw beten mit Chaos und dem Skurillen gemeinsam? Hat es was gemeinsam? Leben vielleicht?

Es ist alles gleichzeitig da. Früher hätte mich das genervt oder ich hätte es nicht gekonnt, mitten im Profanen das Heilige zu sehen und zu spüren. Gott ist nicht hier und da nicht, also nur im Ruhigen, in Kirchen, in andächtigem Irgendwas, im Schönen…  ER ist überall und das auch noch gleichzeitig. ER ist sogar in mir, ER spricht sozusagen uteisch mit mir. Egal wo ich sitze, egal wie es mir geht, egal ob ich gerade meinen Heiligen habe oder meinen Profanen.

Dann kann ich mich auch an den Rand einer Baustelle stellen mit dem Bus statt romantisch in einen Weinberg und den Sonnenuntergang bewundern, mit IHM reden, mitten im Ver-Rückten, zwischen Schildern und Absperrungen und die Burg sehen hinter den Verkehrschildern und GOTT in allen Dingen, so wie sie gerade sind.

Schaut einfach mal, ob und was die Bilder mit Euch machen oder ob Ihr – so wie ich anfangs auch – denkt: ist nichts Besonderes.

Gibt es was Un-Besonderes? 

Hinter mir seufzt Chai ganz tief, als ob er meine Gedanken gelesen hätte.

Okay, wir fahren heim.

Morgen geht es weiter mit Üben, das Heilige im Profanen oder schlicht überall zu sehen. 

Ora ET labora. Oder: behandelt alles, als wäre es ein Altargegenstand. 

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