Die Männchen an den Läden – vom Auf und Zu und Neu

Ich gehe durch die Stadt und über die Dörfer und mir fallen sie immer seltener auf: die kleinen Männerköpfchen (hat jemand schon einmal einen Frauenkopf gesehen?), die die Fensterläden halten. Manchmal sehen sie aus wie Ritter mit Helm und Visier. Wer kennt die noch? Wo sind sie übrig und sehen sie unterschiedlich aus in verschiedenen Städten?

Hier in meiner jetztigen Wohnung in Landau halten sie die offenen Läden an der Hauswand. In Gleisweiler habe ich auch einige gesehen und sonst auf den Dörfern.

Warum gerade diese Köpfe? Keine Tiere oder Blumen? 

In alten Zeiten hat man die Dinge noch schön gemacht, nicht nur nützlich. Heute würde man einfach einen glatten Stift hinmachen, wenn man sie überhaupt noch verwendet.

Heute hat man smart-gesteuerte Rolläden oder automatisch sich verdunkelnde Fenster oder wasweißichnochalles Technisches. 

Entzaubert. 

Man öffnet das Fenster, lehnt sich hinaus nach links und nach rechts, zieht sie nach oben sanft aus der Halterung und schwenkt sie nach unten, dann den Laden nehmen, ranziehen und verriegeln. Hört Ihr bei der Schilderung auch ein Geräusch? Vielleicht ein Quietschen? Oder klemmen sie manchmal? Oder sind sie locker und bei Wind fliegt der Laden auf?

Im Gegensatz dazu Rolläden, zumal wenn ferngesteuert oder sogar automatisch schließend… ein Brummen, ein Ruckeln, fertig. 

Entzaubert.

Was für Geschichten könnten diese Männlein erzählen? Wer hatte sie schon und warum und bei welchem Wetter in der Hand? Was haben sie gesehen? Wie oft wurden sie schon liebevoll gestrichen? Oder eben nicht, vernachlässigt. Einfach mit Wandfarbe überstrichen oder man hat sie einfach vergessen, als man den Laden entfernte. Da bewachen sie nun allein und stumm die Fassade….

Ich liebe ausserdem das durch die Fächer von Fensterläden fallende Licht, besonders im Sommer. Man kann das Fenster auflassen, es kommt Luft rein und man wird trotzdem nicht gesehen.

Rolläden: auf oder zu. Punkt.

Kein Zauber. Einfach nur praktisch. 

Warum nehmen wir uns heute keine Zeit mehr für Schönheit an Häusern? Hier in Landau wie auch – noch – in anderen Städten mit Altbauten: Verzierungen, verspielte Fensterrahmen und Absetzungen, z.T. Gesichter, Ornamente, symbolisierte Zirbeldrüsen, Löwen, ich habe sogar Frösche über Blumenbouquets gesehen. 

Heute: Zackbum – Energiehaus. 

Zwischen Wohnen und Sich-Wohlfühlen ist ein Unterschied. 

Können smarte Häuser auch mal Geschichten erzählen oder wer erzählt die dann? Die KI? Da bin ich ja gespannt….

Ich lehne mich hinaus und schwenke den hellmoosgrünen Laden schwungvoll hinaus und ziehe das Männlein, den Rittersmann wieder in seine Halteposition. 

Es schaut hinaus in die Stadt und macht sich so seine Gedanken.

1 Kommentar

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert