Echtheit und ein Märchen

Was haben Perspektivenwechsel, Märchen und wahre Freunde gemeinsam? Sie sind voller Überraschungen, man entdeckt Neues immer wieder, reagiert verdutzt und manchmal verzaubert.

Die letzten Tage waren wieder voll von Zauber und echten Menschen. Gibt es auch unechte Menschen, fragt mich gleich mein innerer Kritiker, auf den ich manchmal gern verzichten würde. ABER: er hat ja recht! Unechte Menschen, muss ich überlegen: das sind Menschen, die nicht präsent sind, irgendwie abwesend in sich abgetaucht und ihr Gegenüber nicht wahr-nehmen. Die was dar-stellen auf der Bühne des Lebens, dabei nicht merken, dass sie Marionetten sind; die immerzu mit ihren Plänen beschäftigt sind und dabei den Moment über-sehen; die es „zu was gebracht haben“ und nicht realisieren, dass andere sie dazu bringen zu tun, was andere wollen. Das sind Menschen, die nicht ihr ganzes Menschsein leben aus unterschiedlichen Gründen. 

ECHTE Menschen werden oft im ersten Moment übersehen, sind evtl nicht angepasst, leben ungewöhnlich und für andere irritierend, haben Brüche im Leben; sie geben gern und hören ZU und sind DA.

Sie handeln aus Liebe und HinGABE, egal ob es gerade en Vogue ist. 

Am Freitag bin ich nach Öpfingen gefahren (bei Biberach an der Riss) und habe meinen Sohn und seine Freundin besucht, wir haben zusammen mit seinem Vater und mit meiner Mutter – seine Oma – seinen Geburtstag nachträglich gefeiert. Wunderbarer Abend, Gespräche mit unterschiedlichem Gegenwärtigsein. Sie sind sehr jung und voller Elan und das ist gut so. War ich auch in dem Alter. Hättest mir nicht kommen können und was erzählen von echt und unecht. Klingt wie im Märchen und sie wollen es einfach zu was bringen. Und was sie tun, macht ihnen Spass und alles ist gut. Sie ent-wickeln sich ganz von selber. ICH bin diejenige, die sich hier zurücknehmen darf und auch soll.

Am Samstag hatte ich dann erst einen Konflikt: zurückfahren in die Pfalz mit meiner Mutter, die ich mitgenommen hatte im OSKAR, oder doch Beate mit ihren Freunden treffen bei Aichstetten im St. Michaelshof (www.St-michaelshof.de) zu einem Hoffest?

Habe mich dann für biologischen Hof entschieden und das war genau das Richtige. 

Wer diesen Hof noch nicht kennt, sollte mal hinfahren. …

Echte Kleidung, echte LEBENSmittel, echte Land-Wirt-Schaft, echte Begeisterung, und echte Menschen. 

Als die vor ca 30 Jahren anfingen, fanden das die Dorfbewohner außen rum nicht so lustig und dachten, es sei eine Sekte. Diese Ängste kommen mir bekannt vor und sie repräsentieren die Angst vor Neuem, Noch-Nicht-Gedachtem. 

Habe mich mit Pesto, Ölen und superschönen Kleidern eingedeckt….

Dann waren wir eingeladen worden, in der Nähe zu übernachten, bei Marion, wie sich herausstellte, in ihrem wirklich be-Sonder-en Haus.

5 Personen in 3 WoMos und 3 Personen, die bei Marion einquartiert wurden:  Ein Pärchen und meine Mutter. 

Sie kam aus dem Häuschen zurück mit einem Blick, den ich so auch noch nicht gesehen habe.

„Was ist? Hast den Schlafplatz angeschaut? Und?“

„Sag ich nicht. Komm mit und guck es Dir an… ich weiss nicht so recht….“

Wenn meine Mutter sowas sagt, dann ist es ihr nicht recht bzw sie ist sagen wir mal irritiert in ihren Vorstellungen, wie Dinge zu sein haben. 

War ich dann auch zunächst ABER: es kam zu einem Perspektivenwechsel und später zu echter Freundschaft. 

„Stell Dir einfach vor, du bist auf dem Jakobsweg… da bist einfach froh um ein Bett.“ habe ich ihr danach gesagt. 

Mal erklärt: 

Marion lebt in einem Haus, in dem sie alles gesammelt hat, was ihr wertvoll ist und sie hatte unterm Dach – man stieg eine alte Leiter hoch, oben mit Stange zum Festhalten – Betten gemacht, alles drumherum geputzt und aufgestapelt, um Platz zu machen und hatte 2 Betten bezogen, ganz liebevoll. 

Der Blick meiner Mutter unbeschreiblich.

„Wieso? Ist doch alles sauber. Und urig… SO hast du auch noch nicht übernachtet…. wo ist das Badezimmer oder das WC?“

Da war das Problem. Unten, ums Eck, über 2 Stufen und 3 Teppiche…. Hinter einem Vorhang. ABER: das Bad ist ein Unikat! Die Badewanne mit Holz verkleidet, an der Wand Hundertwasserähnliche Verzierungen mit einem Harlekin, der sich in einem Spiegelstückchen anschaut undundund….

Aber: klar: meine Mutter kann nachts nicht diese Treppe runter. Auch nicht mit einer Taschenlampe im Mund….

Um es abzukürzen: Wir haben ihr das Sofa abgeräumt im EG und Marion schlief ihr zuliebe auf einem kleinen Sessel, in den sie sich tags einkuschelt zum Mittagsschlaf.

Versteht Ihr? Sie hatte alles bereitet für uns. Ihre Ordnung umgestellt, um eine gute Gastgeberin zu sein. 

Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl: ES WIRD GUT WERDEN.

Und es wurde gut. Wir müssen unsere Vor-Stell-ungen loslassen und uns auf Wunder und Neues einstellen. Vertrauen auf Menschen.

Es war ein soooo schöner Abend und am Morgen ein soooo schönes Frühstück und alle haben gut geschlafen: in Womos, auf Sofas, in Autos und auf Sesseln.

Menschen sind Menschen überall. Und es geht IMMER irgendwie.

Lasst uns mehr vertrauen auf ECHTE Menschen. 

Alle an diesem Abend waren echt. 

Und ich bin sehr dankbar, dass ich hingefahren bin.

Dankbar für echte Freundschaft und dankbar für Vertrauen. 

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