Herbstlaubrauschen und Riesel im Herzen

Hier war mal ein Fischteich und eine Waschstelle. ŚWeschbrinnel. Und es war mal ein Parkplatz mit Platz davor. Und ein Hinweisschild, wie man im Notfall Hilfe bekommt. Und eine Parkbank und ein Wanderschild, mit viel Hingabe gezeichnet, samt Höhenlinien und Wegbeschreibung in altdeutsch.

Ich gehe gedankenversunken um die Teiche, tauche ein in eine vergangene Zeit, in der im Dorf noch zusammengehalten wurde, Wege und deren Schilder gepflegt wurden, Bänke repariert und Bäche gereinigt. 

Wo sind all die Menschen? 

Statt Wanderschilder: Komoot

Statt Hilfsnummer: Handyalarm.

Statt Wäschetreffen im Wald: Waschmaschine daheim allein.

Statt auf einer Bank sitzen: am Handy allein daheim.

Statt gemeinsam fischen: im Supermarkt einkaufen. Allein. 

Statt gemeinsam was reparieren: alles neu kaufen oder eben nix machen, weil man eh zugezogen ist….

Wehe, wenn der Strom ausfällt. Nix davon geht mehr. Nix. Und keiner weiß mehr, wie es anders geht. 

Dann steht man buchstäblich im Wald und findet nicht mehr raus. Gilt auch im übertragenen Sinn.

Ich fahre hoch zum Sportplatz des Dorfes, komme an einem zauberhaften Aussichtsplatz vorbei und koche mir einen Kaffee. Schaue gefühlt Stunden einfach in die Weite. Kein Mensch kommt vorbei. Stille. 

Meine Freundin Ellen ruft an und erzählt mir von neuen digitalen Konditionen der Bank mit Sozialbonuspunkten, die an die Kontoführungsgebühren gekoppelt werden. Wiejetzt?

Schrill: ich schaue ins Idyll und die Realität wabert digital durchs Telefon. Die Ohren hören diese eine – dämonische – Welt und die Augen sehen die andere – göttliche – Welt. Spinn ich? Fühlt sich gespalten an.

Versteht ihr was ich meine? Es ist doch alles wunderbar,könnte man meinen. Ja: gemacht, von Gott. Und manipuliert vom….. Teufel.

Aus Schöpfung wird Wahnsinn. 

Nicht mit mir! Ich fahre noch tiefer in den Wald und geh Kastanien sammeln. 

Chai tritt in einen Kastanienigel und hält mir vorwurfsvoll die Pfote hin. Ich trage ihn auf eine Bank: bleib da sitzen, ich suche weiter, und dann trag ich Dich durch das Stachelminenfeld durch. Brav!!! Feiner kleiner Mann….

Um mich herum Waldrauschen, es regnet braune Herbstblätter und hagelt kleine Bucheckern. 

Zwei Taschen voll habe ich von den Käschde gesammelt. Später röste ich sie dann und nasche sie mit Öl und Salz.

Ich will aus dem Wald nicht mehr raus. Bleib jetzt hier und der ganze Wahnsinn da draussen in Digitalien und Phobie-Land ist mir egal. 

Eicheln, Bucheckern, Kastanien, Walnüsse, später noch Äpfel… alles da.

Will ich jetzt wieder in die Stadt??

Lehne mich an eine Buche bei einer Fünferkreuzung an und sehe jedem Blatt beim Runtersegeln zu. Einatmen, ausatmen, beten. DANKE, dass du, Gott, das alles so herrlich gemacht hast!

Lege mich auf den Bauch mitten ins Laub, wechsel die Perspektive von oben nach unten und bin einfach Teil vom Wald. 

Könnt alles hier umarmen. 

DAS HAT GOTT gemacht!!! Wir könnten kein einziges Blatt herstellen in dieser Vollkommenheit. Keine Biene, keinen Baum, nix!! 

Wir können nur manipulieren und bestenfalls gestalten. 

Versonnen gehe ich zurück zum Bus. Rolle langsam gen Stadt. 

Kastanien schälen, kochen und rösten. 

Brot backen. 

Dann nochmal raus, mich hält grad nix in der Stadt, fahre Richtung Mörzheim, Walnüsse sammeln in den Weinbergen, sehe 3 Rehe und bewundere den Sonnenuntergang neben dem Trifels. 

Einatmen, ausatmen, staunen und beten. Komm bald. 

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert