Mission dankbar erfüllt – nördlichster Punkt Trondheim

Fühlt sich Dänemark, Schweden und Norwegen anders an? Dänemark liegt hinter mir, Schweden unter mir und Norwegen vor mir, denke ich, als ich aus Röda Holme wegfahre Richtung Göteborg, immer eng an der Küste, bei Vallda vor einer Kirche mein Frühstück mit Chai teile und dann noch einen Abstecher ins Särö Västerskog Naturreservat mache, nochmal ans Meer. Dort ist ein zauberhafter Rundweg ausgeschildert, Chai ist es aber zu heiß und er legt sich nach 20 Minuten in eine nicht so saubere Gumpe und sieht aus wie …. Für den Bus gemacht🙄

Wie verabredet mit den Beiden zirkele ich den Bus um 14.00 in Göteborg in den Smaragdvegen,  Johannes bei Chiara abholen, um mit ihm gemeinsam nach Trondheim zu fahren.

Die nächsten drei Tage sind wir zusammen unterwegs und ich merke, dass es ein Unterschied ist, ob man sich allein an einem Fjord oder einer Marina oder an bunten schwedischen Häuschen freut oder miteinander begeistert ist. Zusammen freut es sich potenziert.

In Kode – Solberga findet uns ein Café, das von einer Deutschen geführt wird, weil ihr das schwedische Brot zu einseitig war. Es steht nicht im Führer, dafür auf einem kleinen Schild und sowas Zauberhaftes habe ich noch selten gesehen, allein im schwedischen scheinbar Nirgendwo dieses Kleinod mit selbstgebackenem Kuchen, Brot und einer Sonnenterrasse, ich kann es nicht fassen.

Vorher noch das: der Parkplatz war voll, dann ein Schild (auf schwedisch…), auf dem wir dachten steht, in 50 m sei ein anderer Platz zum Parken, wir los am Waldrand entlang, eng nur für ein Auto, Schafe auf einer Weidenscholle und das mit Blick auf eine Bucht, Idyll, aber kein parking. Überhaupt denke ich die ganze Zeit, ich fahre in Findus und Petterson herum….

Nach 500 Metern immer noch kein Platz? Wir wenden in einem Gehöft, schmal, rückwärts rein, …mittlerweile ist eine Nische vor dem Café  frei, auf dem Schild stand auch (öfter Google übersetzen lassen….!), wir sollten zurück zur Strasse fahren und dann in 50m🤪parken.

Über die E165 sind wir später – ups – in Norwegen gewesen und nochmal ups: direkt dahinter vor einem Wasserfall gestanden neben einem Picknickplatz. Wanderst an dem Wasserfall vorbei, biste wieder in Schweden!

So, Norwegen unter den Rädern, Johannes will fahren.

Ich weiss schon nicht mehr, über wieviele Brücken wir uns drübergestaunt haben, wieviele kleine Buchten, Segelanleger, Fischerboote und Inseln, chronisches Begeistersein. „Holy shit“, sagt Johannes immer wieder und „kannste Dir nicht ausdenken!“

Standplatz finden wir in Smögen, direkt oberhalb des Hafens mit Blick in den Sonnenuntergang. Hin und weg ist mein Dauerzustand. Vielen Dank!!! Wie aus dem Bilderbuch! Der kleine bunte Hafenbereich ist voller Touristen, das ist uns beiden zuviel, auch nach einem kostenlosen Eis. Wir setzen uns auf die Picknickbank hinter dem Bus, Blick aufs Meer und vespern und versuchen die Tour am Samstag mit Karte zu planen, gesichert mit Gläsern und Taschenmesser gegen Verwehung. Sonnenuntergang um 22.45, und danach ist es nicht dunkel, eher dämmrig.

Auf der kleinen Ortstrasse brettern Jugendliche bis ca 3.00 hin und her, ist ja quasi dauerhaft hell in Abstufungen.

Wie kann man soviel in drei Tage packen, denke ich heute, wo ich schon in  Trondhein bin, Johannes ist in seiner Wohnung und ich übernachte in der Nähe eines Badeplatzes, neben mir ein französischer Campingbus. Mir gehen die Tage weiter durch den Kopf und auch durchs Herz.

Am Samstag sind wir ja weiter nach Norden, von Smögen bis Kvam. Unterwegs Stabkirchen, Wasserfälle, Brücken, Tunnel und das Wasserkraftwerk in Fåberg. In Vinstra war ein Standplatz ausgegeben vom Führer, aber vor der Kirche war es schon nicht mehr erlaubt zu übernachten, man kann sich denken warum. Wasmachemerjetzt? Wir kochen hier einfach was und fahren weiter.

Chai findet es übrigens sehr spannend, jedesmal woanders auszusteigen.

Jetzt liegt er zufrieden unter bzw vor meinem Bett und kruschtelt seine Decken zu einem Haufen.

Über mir kreischt eine Lachmöwe, wie soll man da schlafen? 22.48, es ist noch hell und bleibt es auch… Wenn ich die Dachfenster aufmache, um Luft zu haben im Bus, wird es hell, wenn ich sie abdunkel, kommt keine Luft mehr rein…?

Eigentlich macht es mir gar nichts aus, weil, das hab ich nicht alle Tage.

Die Fahrt heute ging durch zwei Nationalparks: Rondane und Dovre und da muss ich noch mal hin, da sollte man mehrere Tage verbringen und nicht einfach anhalten, bissle reinlaufen und ein kurzes Bad im Wildwasserfluss nehmen, obwohl das zu den Höhepunkten heute gezählt hat.

Zwischen Kvam und den Nationalparks sind wir einfach mal von der Autobahn abgefahren, mehrere Serpentinen hoch und haben auf einem Adlerhorst dann gefrühstückt! Blick in das langezogene Tal. Besser geht nicht.

Apropos Autobahn: da fährt man hier gemeinhin 80, manchmal auch 50, manchmal sind Traktoren erlaubt und sie ist oft einspurig, ab und zu liegen Schafe daneben.

Ich habe später am Wasserstrudel der Driva eine Französin gefragt, was sie denkt, warum die Norweger so entspannt sind, sich kaum aufregen, ruhig fahren, geduldig warten. Sie sagte, was ich auch vermute: sie sind mehr der Natur ausgesetzt, sie leben unmittelbarer mit dem Takt des Wetters, des Unwetters, das Land hat Weite….

Hier kann Dir jeden Tag ein Felsen auf den Kopf fallen, wie letzte Woche wohl auch auf dem Trollstigvegen passiert, der jetzt gesperrt ist.

Zieht in Deutschland eine dunkle Wolke auf, sind schon alle appbedingt in Panik, soweit sind viele von der Natur weg und oft auch dauernervös.

Dieses Land hat noch was anderes, was wir bei uns integrieren könnten: kommunales Denken und Handeln, Zusammenhalt, Ruhe, Rücksichtnahme, Bewusstsein für ihre wertvolle Natur.

Diese Entspanntheit, dieses Esistwieesist, diese Gelassenheit – ich will sie mitnehmen.

Jetzt erst mal diese 3 Tage voller gemeinsamer Freude, Entdeckungen und Eindrücken verarbeiten, sinken lassen, dankbar sein für Führung und Bewahrung.

Auftrag erfüllt und Johannes sicher hierher gebracht. Halleluja!

Morgen treffe ich Kai und seine Familie. Abschnitt drei der Reise.

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