…. noch zwei vorweihnachtliche Episoden und dann: Frohe Weihnachten!!

Das will ich Euch noch erzählen und Euch ein gesegnetes Weihnachtsfest wünschen mit dem Frieden, den nur ER zu geben vermag und der Liebe, die tiefer und weiter ist, als wir es uns vorstellen können.

Vor zwei Tagen war hier der Weihnachtsmarkt noch voll geschäftig und voller gut gelaunter Menschen und ich war mit einer Freundin im Bibulum, direkt am Marktplatz. Da kann man dem Treiben zwischen und vor den Buden zuschauen durch ein großes Schaufenster, man hört die Geräusche nicht, man riecht den Glühwein-Würstle-Zimtwaffel-MischDuft nicht. 

Als ich danach vor die Tür trat, tauche ich ein in diese Lichter-Düfte-Musik-Melange und bin schlagartig verzaubert. Chai ist immer dabei, klar, also gehe ich nicht mitten in das Treiben hinein, bleibe am Rand und schlendere zum historischen Karusell am Eck des Platzes. Es läuft die alte Orgel von 1905, spielt klassische Weihnachtslieder und Schneewalzer und lauter Lieder aus meiner Kindheit. Ich stehe davor wie festgenagelt, mir schiessen Tränen in die Augen, schaue den Kindern zu, die von ihren Eltern auf Holzpferde, Kutschen und Schaukeln gehoben werden, mit roten Pausbacken sich freuen auf jede Runde. Auch die Erwachsenen sind ganz im Glück. Es dreht sich vor mir, es schallt hinter mir, ich schaue noch oben an das Etagenkarusell, wo Pfälzer Motive aufgemalt sind. Hambacher Schloss, Teufelstisch, St. Anna-Kapelle….Wie in Trance setze ich mich auf eine Bank neben dem Kassenhäuschen und beobachte, nein nehme wahr, all die beseelten Menschen. Grosseltern, die ihre Enkel fotografieren. Junge Mütter neben ihren Kindern auf einem Holzpferd. Dann stehe ich auf, gehe an die Kasse und höre mich sagen: „Derff moi Hund a mit uff des Karusell?“ „Ajo, wonnem dodebei  net iwwel werd..“ 3,50 Euro.

Und ich nehme meinen alten Rüden im Wintermäntelchen auf den Arm, erklimme die zweite Etage über die knarzende Treppe und setze mich auf eine freie Bank. Ein Kind in einer Schiffschaukel sagt: „ich habe auch einen Hund, der ist aber kleiner!“ und wippt wild herum. Ich komme mir vor wie 8 Jahre alt, als das Karusell mit der Orgelmusik im Hintergrund anfängt sich zu drehen, Landau dreht sich um mich und ich weine vor Rührung. Chai sitzt ganz still da und schaut raus auf den sich drehenden Platz. 

Es waren nur 3 Minuten, aber das werde ich nie vergessen! DANKE für Menschen, die sich all das ausgedacht und geschnitzt haben, damit Kinder jeden Alters sich so freuen können!

Und dann noch heute morgen. Erst Walddusche mit der Godramsteiner Truppe. Ein Wasser-Schwall wie seit langem nicht mehr, man muss sich festhalten und das Gejuchze ist laut und unser Gelächter auch.

Ich fahre mit Angelika noch zu Michael nach Gleisweiler ins Lädle. Ein HALLO, weil wir uns schon Wochen nicht mehr gesehen hatten. Wir sitzen so am Bistrotisch bei Kaffee und Nusskranz, als zwei Autos von der Klinik her rückwärts die Strasse runterstoßen und Wolfgang sagt „da kommt die Müllabfuhr von oben, hab sie gehört“. Der große Remondis-LKW bleibt vor dem Café stehen, die Fahrertür fliegt auf, der Fahrer springt mit einer Tüte in der Hand raus, stürmt ins Café und sagt mit türkischem Akzent: „Winsche Dir Frohes Weihnachten! Danke für alles!“ und drückt dem verdutzten Michael die Tüte in die Hand! Der LKW-Motor läuft derweil auf der Gasse weiter, PKWs warten geduldig. 

„Wollt ihr noch einen Kaffee mitnehmen?“ 

„Moment, frage Kollege…“ und saust raus. Ein schlanker gut gelaunter, dauerlachender Äthiopier in Signalkleidung kommt an die Tür:

„War grad in Afrika, Schuhe nass! Komme ned in Café !“ Prustet er scherzend. 

Beide bekommen einen Kaffee und freuen sich wie Bolle.

Der Afrikaner wünscht fröhlich „wie sag ich? Selig Weihnacht!“ und rennt wieder raus zum Müllauto. 

Wir stehen ganz ergriffen da. DAS ist Menschsein. 

Weihnachten ist mehr als nur ein Fest der Christen. Mehr als eine Geburtagsfeier von Jesus. 

Weihnachten verbindet Menschen, weil es das Fest der Freude, des Friedens und der Liebe ist. 

Und deswegen sollten wir es auch beibehalten und weiterfeiern, mit allen Kulturen und anderen Religionen. 

1 Kommentar
  1. Iris
    Iris sagte:

    Liebe Ute,

    es ist so wundervoll Deinen Ausführungen zu lauschen, du hast den Geist der Weihnacht so schön transportiert und mich erwärmt. Vielen lieben Dank dafür und frohe Weihnachten. Herzlichst Iris

    Antworten

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