Ostseesonnenuntergang und innere Rührung

Wieso liegen ausgerechnet in MV Schwaben und Baden so nahe beieinander, denke ich bei „Schwabendorf“ und „Carlsruhe“. Und in Zettemin steht das Karlsruher Schloss en miniature, nur halt kaputt und grau. Hat wie vieles hier „Potential“, das sagt man, wenn man sich vorstellen kann, wie es aussähe, wenn…. man 3 Millionen hätte und 30 Jahre alt wäre… dann könnte man vor diesem Schloss einen Park wiederbeleben, Wohngemeinschaften einziehen und was Wunderbares entstehen lassen. Denke ich so, als ich wieder in meinen Bus klettere, um anschließend nach Demzin zu fahren, ich hatte ein Dorf bestellt mit See und Bank, wo ich mir einen Kaffe machen kann. Dieses Dörfchen ist geradezu UM DEN SEE gebaut worden, so idyllisch mit Seerosen aufm Teich, Pferde zwischen den Häusern, Angelplätzen für die Dörfler. Ich sinniere übers Leben, als ich auf der Bank sitze. Am liebsten gar nicht mehr weg… Aber es kommt immer besser. 

Habe dann entschieden, ohne Navi zu fahren, einfach nach Nordosten, weil da Rügen liegt und ich in Demzin die Hotline der Störtebeker Festspiele erreicht habe und: ich habe eine Karte bekommen und Chai darf mit!! Ich bin im Glück!! Hatte bei der Müritz Saga schon Tränen in den Augen. Für mich ist nichts mehr selbstverständlich, schon gar nicht, dass ich einfach so auf ein Festival gehe oder in der Müritz bade oder ein Gewitter erlebe oder bei Stralsund über diese wunderbare Brücke fahre. Aber halt, das kommt erst noch….

Also: ich bin losgefahren und am Kummerower See vorbeigekommen, hatte eine Bank mit Tisch bestellt mit schönem Ausblick, wo ich das Geschirr spülen kann… Und geliefert wurde Kummerow mit überdachtem Tisch und Bank… Chai konnte ich anbinden wie bei Bonanza: am Querholmen.

Weiter durch die kleinsten Örtchen, durch endlose Alleen, vorbei an Dorfteichen und alten Kirchen. 

Dann in Abtshagen ein Schild: „Café alte Pfarrscheune“. Rechts abgebogen und es kam ewig nichts, der Ort hört auf, man fährt, achwas: man rattert über Betonplatten und ich denke: jetzt bist falsch, hier kommt nix mehr… Wer fährt denn so weit zu einem Café ausser mir? Und dann kam es doch: ein Bioland-Betrieb mit eigener Käserei und selbstgemachtem Kuchen. Klar: ich lande unter Apfelbäumen mit einem Milchkaffee und einem Quarkkuchen, der noch warm war! Ich schon wieder im Glück und schon wieder gerührt!

Dann habe ich doch das Navi angemacht, damit ich zügiger Richtung Rügen komme, OHNE Autobahn eingestellt und: Holperfahrten über Plattenbeton, einmal quer verlegt, einmal längs verlegt, und gerade als ich denke: jetzt landest total im Abseits, kommt mir ein Sattelschlepper entgegen….

Gelernt: einfach immer weiterfahren, es kommt ein Ort mit einer Dorfstraße, IMMER! Dran bleiben und wissen: hier ist alles anders.

Irgendwie kam ich dann von hinten durch die Brust nach Stralsund und plötzlich ein hoher Pfeifton, dass ich mich zu Tode erschrecke.. Chai hatte mit seinem Popo die Außentreppe rausgefahren, mitten in der Stadt! 

Er versteht gar nicht, warum Frauchen um den Bus rumrennt und ihn so ungehalten unter den Sitz scheucht und NEIN brüllt!

Dann diese Brücke: sie spannt sich über die Stadt majestätisch gewölbt drüber und kommt in Rügen raus. Wahnsinn!

Rügen: wo kommen alle die Leute her? Eben aufm Festland noch kaum jemand und hier: hat eine Fähre die ausgekippt? Kurz bereue ich es, heute schon hier her gefahren zu sein. Aber auch eine Lektion: es wird immer gut, wenn man vertraut… so auch heute. 

Ich fahre zu den Festspielen nach Ralswiek, weil ich doch ein Sicherheitsmensch bin und sicher wissen will, dass ich dort morgen übernachten kann mit dem Bus. Überall hilfsbereite Menschen, die mich durch die Gegend schicken und überhaupt kein Problem damit haben, dass ich heute schon mal vorbeikomme….Ich freue mich schon so!

Und jetzt wohin heute zum Übernachten? Beim Durchscrollen der App finde ich nur kompliziert anmutende Plätze. Ute, fahr einfach an einen kleinen Hafen! Jetzt stehe ich in Glowe, habe mit meinen Standplatznachbarn Bier getrunken und den Sonnenuntergang im Hafen fotografiert, einem Hobbybarden aus Köln gelauscht, der den ganzen Platz mit Country und Pop unterhalten hat auf seiner Gitarre und ich bin im Glück!! 

Morgen fahre ich bissle die Insel ab und übe mich weiter im Vertrauen. 

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert