Sonntag. In den Gottesdienst kann ich nicht, da ich meinen Hund überall mit hin nehmen muss und ein Mann allergisch ist, deswegen gehe ich heute in den Natur-Gottesdienst. Friedensweg Münchweiler. FRIEDENSweg.
Erbaut 1916/17. Schweigend gehen wir – Chai und ich – los. Kleine Zickzackpfade hoch, immer weiter hoch, bis ich oben bin auf dem Waldstück hinter dem Konrad-Adenauer-Ring. Die Wege wurden wohl schon lange nicht mehr gegangen. Je weiter ich nach oben komme, umso mehr Wildschweinspuren im Wald und dann auf dem Kammhain sind die direkt auf dem Weg, der Weg ist ein einziger Wühlplatz. Pilze, Eicheln, Nüsse und Bucheckern locken die Wutzen an. Die Morgensonne zwinkert durch die Äste und alles liegt in einem zauberhaft goldenen Licht. Kaum Geräusche, nur ein paar Finken und Meischen sind zu hören. Chai ist sich nicht ganz sicher, ob dieser Weg weitergegangen werden sollte. Ich will eigentlich auf dem Kamm weiterlaufen und später die Pirminiuseiche besuchen, aber der gesamte Weg ist eine Wildschweinstube und begegnen will ich ihnen eher nicht.
Derweil bin ich laufend verzückt von Farn im Gegenlicht, gelben Herbstblättern in nochgrünem Ginstergestrüpp, regenbogenfarbenen Lichteffekten in Brennnesseln. Soll ich mir eine richtig gute Kamera kaufen oder liege ich dann nur noch im Gebüsch auf dem Boden vor lauter Verzückung über die sogenannten kleinen Dinge, die mich aber am größten faszinieren?
Ich entscheide mich, den Weg nicht ganz weiterzugehen, sondern die Ebene zu wechseln, eine tiefer. Ich wandere weiter Richtung Norden und durchquere eine feuchte Stelle auf dem Weg, das Wasser fließt drüber, also hat es eine Quelle. Als ich nachschauen gehe und dann feststelle, dass es die Suhlstelle der wilden Schweine ist, rennen gerade 3 Tiere keine 5 Meter unterhalb von mir durchs Gebüsch. Ok, ich ziehe mich zurück, will Euch nicht im Badezimmer stören, nachdem ich vorhin schon im Esszimmer gestanden bin.
Der Friedensweg ist 2,3 km lang und wurde in Münchweiler nach dem 1. Weltkrieg gebaut, auf dass es nie wieder Krieg gäbe…. Ich werde tief traurig, könnte grad heulen. Was ist auf dieser Welt los? Ich sinniere still durch den Wald und rede mit IHM. Wie lange ist dieses Warten noch vorgesehen? Was ist meine Aufgabe hier?
Ich liebe es, allein und in der Stille durch den Wald zu wandern, Pilze, Blätter, Schnecken, Brennnesseln, Moos und alte Bäume zu bestaunen und zu fotografieren.
Hören, lauschen, sehen und staunen. Im Außen und auch im Inneren.
Dann komme ich dem Wahren näher.
„Who shall I send? Who will go for us? Then said I: Lord here I am“ Jessaja 6,8
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