Trekkingplatz 14 – mein erstes Bushcraft-Erlebnis

Sollte ja schon vor Wochen stattfinden, aber dann brannte es ausgerechnet unterhalb des Hambacher Schlosses, just da, wo Uwe Köhler mit mir hinwollte. Wasnlosgewesen?

Ich wollte schon immer mal im Pfälzer Wald übernachten, will wissen wie sich das anfühlt und was man beachten muss, wie man sich zurechtfindet bei Nacht und welche Geräusche der Wald macht nachts. Aber allein hab ich mich nicht getraut UND: man darf sowieso nicht irgendwo pennen im Wald – vielleicht im Notfall. Es gibt Trekkingplätze in ganz Deutschland, da sollte man sich anmelden und dann darf man da übernachten. In der Pfalz gibt es 15, verteilt im ganzen Pfälzer Wald. Und ich kann Euch sagen: geht anfangs mit einem Profi, z.B. einem „bushcrafter“. 

Weil nämlich: was nimmt man da so alles mit? Was ist Zuviel und was brauchst auf alle Fälle? Was eignet sich, wenn man sich behelfen muss? Wie machst Feuer (jetzt natürlich nicht, Freunde!!!), wenn du kein Feuerzeug hast? Wie findest Wasser und wie reinigst du es, wenn du keinen Hochleistungsfilter mitschleppen kannst? Undsowasalles…

Über WIRSINDALLEEINS habe ich Gordon und über Gordon dann Uwe Köhler (www.Bushcraft-Pfalz.de) kennengelernt. Uwe war 15 Jahre bei der Bundeswehr, liebt den Wald und ist „Waldhandwerker“, eben bush-crafter.

Wie geht das los?

Ich bekomme eine Packliste mit Sachen, die kannte ich noch nicht: Paracord, Tarp z.B.

Ich hatte so einen Rucksack schon mal gepackt im Auto, einfach für den Fall, man wird mal evakuiert, weil es brennt oder ich muss aus irgendeinem Grund mal loslaufen durch den Wald. Da hatte ich schon Karten, Kompass, Schlafsack, Isomatte, Regencape, Ersatzklamotten, Lifeplus-Riegel, Wasser, Verbandszeugs, Messer, Kissen, Tasse gepackt.

Aber: kein Zelt, kein Feuerstahl (???neu gelernt), kein Kochgeschirr, kein Microfasertuch (jaja: brauchst für alles: zum Kühlen, als Kopftuch, zum Filtern….), keine Unterlage, kein Mosquitonetz…. ausserdem hat sich herausgestellt, dass mein Rucksack zwar schon ganz gut ist, aber sehr unpraktische Taschen hat, an die ich schwer drankomme, wenn ich z.B. meine Trinkflasche suche oder schnell ans Regencape muss…. 

Vor meinem nächsten Waldbesuch kommt ein neuer Rucksack her und ich habe von Uwe eine Liste, was ich noch alles so brauche.

„Safe, dry and warm“ – ist die Devise, hab ich gelernt und : es gibt keinen Abfall, den man nicht für was brauchen kann: alte Flaschen kann man zum Filtern nehmen, alte Dosen zu Messer umfunktionieren, umgefallenen Birken die Rinde abmachen und damit Feuer anmachen undlautersonützliche Info. Survival ist aber nochmal was anderes….

Jetzt mal zu meinen 24Stunden im Wald. Wir haben uns in Neidenfels getroffen und zuerst hat Uwe mal meinen Rucksack durchgesehen und klar: ich hatte von vielem zu viel und einiges sehr unpraktisch verstaut. Genau deswegen will ich das machen!

Raus mit Zuviel Pullovern, weg mit dem Topf, raus den Wasserfilter und rein das Biwak und das britische Militärmosquito-Zelt. 

Dann: Karten lesen. Eine Zahlenkolonne zeigt den Platz, wo wir hinsollen. Ich lerne, wie ich das auf der Karte finde, ich lerne einnorden und Marschkompasszahl. Letztes muss ich noch üben…. Uwe, musst mir noch paar Mal zeigen!

Wie finde ich mich im Gelände zurecht? Was mache ich, wenn ich mich verlaufen habe?

Los gehts. Diese Strecke ist leicht, weil sie sich mit einem Wanderweg meistenteils deckt. Es geht raufraufrauf, bei über 30 Grad, wir schwitzen wie bekloppt, und schon hat das Tuch seinen Einsatz. Da ich keins habe, haben wir ein Küchenhandtuch vom Bus genommen… ja, Leute, so geht das: improvisieren. Bin ja Fan von sowas und auch von Mulitfunktionalität. Z.B. hat Uwe um sein Feuerzeug Panzertape gemacht oder um ein Messer Paracord… 

Wir kühlen den Nacken mit Tuch, was im Bach bei Neidenfels eingetunkt wurde.

Nach mehreren Pausen und vielen Erklärungen, was man alles verwenden kann (Birken, Gläser, Dosen…) kommen wir auf dem Platz an.

Schlafplatz einrichten. Zelt aufbauen, Tarp gut an Bäumen oder am Boden verankern, Schlafsack, Biwak, Luftmatraze rein… 

Dann wird Essen gemacht auf einem kleinen sicheren Kocher, der keine Feuergefahr für den Wald ist, Survival-Trockenessen, was mit kochendem Wasser schmackhaft wird. Echtnichtschlecht. 

Ich lerne noch den Umgang mit dem Craft-Messer, Kerben schnitzen, Rundkerbe, V-Kerbe, Henkelkerbe, Blockhauskerbe; dann Holzwolle selber machen und battonieren, will heißen mit dem Messer Holz spalten. Mir tut der Daumen weh… das muss ich noch üben… hat auch was Meditatives, das Schnitzen. 

Verena trifft am Platz ein, eine durchtrainierte hagere Bergführerin, kommt allein mit ihrer Hündin an, wir unterhalten uns gut. Sie hat lila Haare und klore Ansichten. 

So gegen halb sieben: ab in die Kojen, ein Gewitter zieht auf. 

Mein Zelt steht vor einem Steinhaus. „Das hat einen Blitzableiter“ sagt Uwe und ich bin beruhigt.

Dachte ich. Als ich so im Zelt liege – Handy, Messer, Stirnlampe, Schuhe, Autoschlüssel: alles neben mir – geht mein Kopfkino los. Um uns herum Gewitter, es brummelt, dimmelt, knallt, rumpelt… ich zähle mit und stelle mal fest, dass es herkommt, mal dass es wegzieht. 

Was wenn der Blitz in einen Baum einschlägt und der fängt dann Feuer? Ich gehe im Kopf einen Notfallplan durch, wo sind die Sachen? Weiss ich. 

Mein Puls steigt. 

Ich merke: das gibt jetzt eine Übung wie behalte ich die Nerven, damit mir nicht unnötig der Gaul durchgeht. Ich atme ruhig ein und aus und lausche dem Donner. 

Uwe ist ja keine 50Meter weg und schläft gut. Also ist doch alles gut?!?!?

Mein Kino geht aber weiter und ich zwinge mich, nicht auf die Uhr zu schauen.

Ute, genieß das doch!! Du liegst beschützt von einem erfahrenen Guide im Wald bei Gewitter! Da kannst doch was erleben! 

Eine Fledermaus flattert um mein Zelt. 

Irgendwann schlafe ich dann ein, um wieder aufzuwachen, das Gewitter ist weg und: der Wald ist STILL!!!! Nichts zu hören!

Übrigens eine Methode, um eine Panikattacke zu vermeiden ist: alle Eindrücke aus der Umgebung bewusst aufzunehmen: wie riecht es? Was höre ich? Wie liege ich? Was sehe ich? 

Der Wald war total still!! Ich hatte mit Tieren gerechnet, Mäusen, Füchsen, Wildschweinen… nichts!!

„Der Wald steht schwarz und schweiget…“

Ich war sehr stolz auf mich, als ich morgens gegen sechs Uhr aufgewacht bin, einigermaßen ausgeschlafen. Es hatte nachts noch ein bisschen geregnet.

„Moin!! Kaffee oder Tee?“

Kaffee, immer Kaffee. Das bringt mich wieder in die Glieder. Uwe kocht Wasser und füllt Pulver in ein kleines Sieb, welches er in meine Tasse stellt. Schmeckt prima!! Merk ich mir.

Danach noch gelernt, wie Feuerstahl funktioniert.

Abbauen und Abstieg. Alles viel leichter. 

Ich gehe versonnen hinter ihm her. Als wir hochgingen, haben wir uns viel unterhalten. Seine Erfahrungen bei der Bundeswehr haben mich interessiert und wie er „das alles, was so grad abgeht“ so sieht. Hat mich beeindruckt. 

Jetzt beim Abstieg beide eher schweigend. Ich war in mich versunken, hing noch der Nacht nach und: werde ich es wieder machen? Klar!! Ich werde umpacken und Uwe hat mich gefragt, ob ich mal ne andere Tour mitgehe??!

Auf jeden Fall.

Fazit: Wald nachts ist was ganz anderes als bei Tag. Sicher nicht nur bei Gewitter. Und ich war froh um diese professionelle Begleitung. 

Hat jemand von Euch mal Lust und Schneid mitzugehen??

Hier waren wir übrigens: https://youtu.be/WIihKxW6lEI

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