Vor Jahren hatte ich es nicht mit Blumen. Schön in der Vase im Wohnzimmer, ok. Beeindruckend als Meer von blühendem Löwenzahn im Weinberg oder Blaukissen an alten Mauern.
Je mehr ich mir Details anschaue in der Natur, desto feiner wird die Wahrnehmung. Mir fallen besonders die Kleinen, die Scheuen, die Seltenen auf. Von der hier hätte ich aber gar nichts gewusst, wenn Bernhard und Angela es nicht erzählt hätten: die Wildtulpen von Mörzheim, die genau eine Woche im Jahr blühen, in den Weinbergen oder ganz unauffällig im Straßengraben oder so – hoppla – zweierweise neben einem alten Apfelbaum. Und heute bin ich von St. Leon-Rot her kommend hingefahren und war ganz verzückt von diesen natürlichen Tulpen. Ich und Tulpen!! Ich konnte GAR nichts mit denen anfangen früher! Fand sie langweilig gegenüber Rosen oder Mohnblumen oder duftenden Hyazinthen oder Lupinen…. Die hier sind irgendwie so unschuldig, klein, unverzüchtet. Einfach gelb. „Hier stünden wir mal zwischen Weinbergzeilen, man sähe uns gar nicht im Vorbeifahren, wenn man nichts von uns wüßte.“
Es war heute gar nicht das Wetter zum Bestaunen von Blumen, Nieselregen. Und meine Laune war angetorkelt, da ich gestern beim Bärlauchsammeln in Kirrlach eine Ladung von Zecken im Hund und dann auch welche bei mir gefunden hatte und erst nach Rundumrenovierung von mir (danke an Sandra!!), Hundetrimmung bei Petra mit anschließendem Absammeln von Chai-Zeckentaxi ging es mir besser.
Ich fuhr nach der wunderbaren Geburtstagsfeier bei Mathias mit der Aussicht, daheim den kleinen Fellbär noch duschen zu dürfen und im Bus alles Chai-Kontaminierte ausräumen und waschen zu müssen, gen Landau und entschied auf der Fahrt: Wildtulpen heben jetzt meine Laune!
Trotz Wetter und der bevorstehenden Räumerei. Das hätte ich früher auch nicht gemacht. Da wäre „erst die Arbeit – dann…“ die Devise gewesen.
Wenn ich mir aber nicht JETZT zum Staunen Zeit nehme, ist die Blühte vorbei!
Und so bin ich juchzend, dankbar und voller Glücksgefühle durch die Weinberge von Mörzheim gestorchelt – nur auf keine treten!!! – und kam aus dem bewundernden Fotografieren nicht mehr raus.
Hier für Euch eine Auswahl.
Eine Szene hat mich besonders berührt: eine kleine zarte Tulpe wird von einen alten Rebstock wie in den Arm genommen und gehalten. Es sieht aus, als suche sie Schutz bei ihm …
So ein symbolisches und Geborgenheit vermittelndes Bild.
Lasst Euch von der Zartheit und der gelben Unschuld dieser Blumen in die nächste Woche bringen und geht sorgfältig mit ihnen um!
Und lasst Euch halten, wenn es stürmisch wird von DEM Vater, der immer Halt gibt.
Einfühlsam und wundervoll geschrieben – und wieder mal ganz tolle, verschiedene Perspektiven gefunden!