…. Und dann steht da ein Elch

Abfahrt Trondheim gen Hoston, da treffen wir uns. Erst überlege ich noch, in der Bucht Korsvika baden zu gehen, entscheide mich aufgrund des vielen Tangs dagegen und verlasse die Stadt. Kleines Frühstück mitten in einem Waldstück, dann rolle ich nach Hoston rein und sehe den weißen Bus auch schon am Badeplatz stehen, ganz idyllisch vor zwei Birken, direkt am See, Blumen quasi im Vorgarten, Weideröschen und Mädesüß. Alles voll.

Es ist der Traum, da kann ich direkt ins Nass hüpfen.

Ich fotografiere gefühlt den ganzen Abend, der ja eh bis 23.45 geht.

Wann gibt es das schon mal: Bustür auf, See direkt davor.

Am nächsten Morgen entscheide ich mich, selber schonmal loszufahren, die anderen schlafen noch. Ich habe mir einen Strecke aus Karte und Führer rausgesucht nach Tingvoll, wo ich ein kleines Kirchlein und eine steinzeitliche Wandzeichnung anschauen will, dort soll es auch genug Stellplätze geben. …

Übrigens steht jetzt hier über dem Stanvikfjord ein Regenbogen mit einer Ausdauer, im Halstafjord, wo gerade ein Gewitter ist. So war es gestern auch: Regenbogen wie ich noch keinen gesehen habe, in einer solchen Breite und so lange, im Dispersionsregen auf der gegenüberliegenden Seite, wir in der Sonne sitzend.

Zurück zum Losfahren: Mein Navi zirkelte mich superschön aus dem Ort raus, nach ca 2km kam „bitte links abfahren in den Ringaveien“, ich schau da runter, es geht bergab, Schotter mit Gras in der Mitte. Echt? Rückwärtsgang rein, nochmal geguckt: doch: 4,7km da entlang.

Leute: diese „Strasse“ war lose geschottert, Gegenverkehr: wohin damit, steil rauf in ausgewaschenen Fahrrinnen, hinten wieder runter, ich hatte Metallgeschmack im Mund und hab Jesus das Steuer überlassen. Mir war schon bissle Bammel. Kurz nachdem der Ringaveien überging in den Laksøybygdveien – echt so – stand da rechts im Wald eine Elchkuh mit ihrem Jungen und schaut mich an, wie ich da angeschlichen kam.

Meine Unsicherheit wich schlagartig einer Mischung aus Begeisterung, Dankbarkeit und Demut. Und kleinmütig habe ich mich gefühlt….

Es hatte gedauert, bis ich vertraut habe und weitergefahren bin, durch meine Angst durch und dann stand da plötzlich ein Elch rechts auf einer Waldlichtung, ganz majestätisch und ruhig.

Wie wenn Gott sagen wollte: einfach durchhalten und vertrauen und es wird nicht nur gut, es wird grandios. VERTRAU MIR DOCH EINFACH!

In Kvanne haben wir uns dann mit den Bussen wieder getroffen, in der Schlange vor der Fähre nach Alvundfoss.

Danach ist Kai direkt an den Badeplatz gefahren und ich zum Kirchlein am Fjord. Das ist bezaubernd und beeindruckend. Da ich keinen Reiseführer schreibe, nur kurze Schlagworte: fetter Schlüssel an alter knarziger Tür, Schiff von der Decke runterhängend, Bibeln in 4 Sprachen, alte Gemälde an den Wänden und Geheimgänge zwischen diesen.

Die Felsenbemalung wollte ich noch bestaunen, kurz Kai mitgeteilt, ich fahr da „mal eben hin“…..

Ha!!! Gleiche Fahrverhältnisse wie oben beschrieben: nach dem Campingplatz einfach 6900 Meter der Strasse (!!??) folgen. Nur wenig Ausweichstellen, geschottert, eng, Äste im Fenster. Komm ich da wieder zurück? Stimmt die Beschilderung? Warum stelle ich mir schon wieder dieselben Fragen wie heute morgen? „Jesus take the wheel“. Ich merkte mir die Ausweichgrasnaben und etwas breitere Kurven und ein PKW kam mir entgegen und wartete geduldig, bis ich den 540er in der Kurve zurückgesetzt hatte in eine Ausbeulung des Weges, Bucht kann man es nicht nennen.

ABER: am Ende des Weges kam tatsächlich ein Parkplatz und eine Beschilderung nach „Hinna“. Blaubeeren neben dem Weg, Baumwurzeln auf dem Boden, Aussicht auf den Fjord, Kiefernwald, Steinzeitgemälde an Felswänden. Der Traum!

Der gesamte Weg führte eng oberhalb am Fjord entlang, Blick auf Aquakulturen, über diese roten Häuschen drüber, in den nächsten Fjord rein. Hier wohnen sogar Leute….

Diese Mischung zwischen Unsicherheit, Mut, Faszination und Dankbarkeit: das macht für mich ein Abenteuer aus! Wenn man es nicht wagt – bin nicht allein, wie gesagt – erlebt man solche Wunder seltener. Bleibt man auf der Hauptstraße des Lebens.

Ich war während der ersten Fahrt so mit der Bahn und meinen inneren Kämpfen beschäftigt, dass ich das Filmen vergaß!

Beim zweiten Mal ging es schon viel besser.

Fazit: seid mutig, im Vertrauen und in Geduld, dann öffnet ER Euch ganz neue Räume und Erlebnisse!

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