Allmählich kommen alle Pfälzer Wanderer der Umgebung und Wohnmobilisten von weiter her eingetrudelt. 11.00 Uhr:
- War schon waldduschen (neues Verb erfunden, tolle Sprache!)
- Habe Amseln und Drosseln und Zilpzalpen gelauscht
- Bäume um Rat gefragt und ihnen erzählt, dass sie aufpassen müssen vor Windrädern und dass sie das weitererzählen sollen
- Johanniskrautblüten gepflückt für Ölherstellung
- Andächtig einer Amsel beim Picken zugeschaut
Dann kommste aus dem Tal raus in die sogenannte Zivilisation und KLATSCH, es wird skurill und alles verschiebt sich. Man kann es eigentlich nur aufnehmen, wahrnehmen und sich nicht aufregen.
Der Bus steht zwischen Frankweiler und Gleisweiler und ein Winzerpaar erstellt mit einem Weinbergschlepper neue Weinbergzeilen. Einer fährt den Traktor, hinten ist eine Rolle mit Draht, der andere läuft hinterher wie hinter einem Ackergaul und fädelt den Draht an die Pfosten.
Ich koche Kaffee mit meinem Solarpanel, während ich es nachlade in der Sonne. Die Winzer lächeln rüber, nein, das Panel stört da nicht auf dem Boden bei der Bank.
Ein Pärchen aus DA mit Wohnwagenanhänger sucht den Standplatz in Gleisweiler. „Links“ rufe ich, „nehmen Sie den linken Weg hoch, der andere geht in die Weinberge“
Ein Mutter (?) mit Kinderwagen, Kopfhörer drauf, geht geistesabwesend mit ihrem Kind spazieren in der prallen Sonne.
Ein E-Auto surrt vorbei.
Komme mir vor wie auf dem falschen Planet. Wenn jetzt auch noch was Komisches landet, würde es mich nicht wundern.
Da fährt im Nachbarweinberg ein Schlepper rein und fängt das Spritzen an und im Feld darüber muss jetzt dringend mit einer Elektrosense Gras gemäht werden. Ich kann von den Vögeln lernen: sie singen einfach weiter, die Amsel sucht weiter Kirschen, die Hummeln fliegen durch die Brombeerblüten, nur ich: ich rege mich auf… nein, lass das! Sie machen alle einfach ihre Arbeit, Winzer wie Bienen…. Nur weil ich jetzt hier einen auf Ökokaffeeindersonneundlesenwillichauchnoch mache.
Die Wiese muss gemäht werden, der Weinberg gespritzt (ich versteh davon zu wenig, ob es nötig ist).
Ich bringe die Hafermilch vor dem Spritzmittel in Sicherheit und setze mich wieder hin zum Lesen und jetzt zum Schreiben.
Wieder am Bus, fährt ein Auto aus SÜW mit zwei Wanderen vor, Rucksack, Bergschuhe (wo gehen die damit hin? Landauer Hütte, da macht er Musik mit der Gitarre – wo bitte ist die? In der Hütte, sagt er mir später) und dann fragt er mich: „Darf man hier nicht parken?“
Mein Blick war wohl sehr drollig. Ich habe ja eine schwarze Outdoorhose an, schwarzes T-Shirt, und habe mein i-Pad in der Hand.
„Sie sind vom Ordnungsamt?“
Das wurde ich auch noch nicht gefragt… SO fühlt sich das also an..
„Wie kommen Sie drauf?“
„Na, der Computer da und Sie in schwarz, da dachte ich…“
„Sie können hier parken und ich bin Waldduscherin und Ärztin, keine Sorge“
Kaum eine Stunde hier und du kannst nen Roman schreiben. Aber eigentlich ist doch nix passiert, oder???
Jetzt passiert wieder was: ein Käfer rennt über den Bildschirm. Hat die keine anderen Sorgen?
Eine Frau radelt vorbei: „Hier kann man es aushalten, gell?“
Ja und man kann viel drüber schreiben…
Wir sollten mehr beobachten, innehalten anstatt durch die Welt zu galoppieren und sie durch die Facebookbrille sehen: wie poste ich das am schönsten?
Meine Gespräche mit den Bäumen und den Blüten sind nichts Esoterisches oder Schamanisches. Wir sind alle in einem Feld und die Pflanzen kommunizieren untereinander. Gestern in dem Film „Manifest der Neuen Erde“ wurde es von Dieter Broers erwähnt: ein Experiment (Name hab ich vergessen), in dem Menschen der Auftrag gegeben wurde, entweder einer Pflanze neutral gegenüber zu sein oder sie zu vernichten. Keiner wusste vom anderen die jeweilige Aufgabe. Im Nachbarraum stand eine andere Pflanze. Der Vernichter hat die erste Pflanze zerstört. Die anderen standen nur davor und haben sie angeschaut. Dann gingen alle ins Nachbarzimmer und stellten sich vor diese Pflanze. Auch der Vernichter. Die Pflanze war verkabelt, um ihr Feld zu messen. Was glaubt Ihr, ist passiert? Schreibt es mir mal in den Kommentar.
Deswegen denke ich: wir WISSEN NICHTS, fühlen dafür um so mehr. Unser Herz weiss es schon vor dem Verstand, was passiert, das hat das Heart Math Institute, das kenne ich seit 25 Jahren, mit Messungen zeigen können.
„Man sieht nur mit dem Herzen gut“…. kennt Ihr ja?!?
Herz und Verstand sind verbunden durch Liebe und Dankbarkeit. Und Liebe ist kein Gefühl, Leute. Es ist Bewusstsein für das was ist. Also macht langsam, fühlt, und nehmt WAHR.
Ich habe heute beim Johanniskrautblütenpflücken jede Blüte gefragt, ob ich sie nehmen darf. Es kamen Antworten. Nicht durch den Verstand. Der dachte, ich bin VER-RÜCKT. Ja, rübergerückt ins JETZT bin ich.
Reich-ung: stellt Euch vor eine bienensummende Brombeerhecke oder unter einen Lindenbaum und dann stellt Eure Augen „weich“, schaut statt zu sehen, und macht die Ohren „weit“, horcht statt zu hören und verharrt im Sein. Bin gespannt, was es mit Euch macht. Hab eine Aufnahme davon als Mini-Meditation eingestellt.
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