Vom Nichtmehr zum Nochnicht – Leben in Übergängen

„Jo aller! Net schlimm! Des werd schunn! Numme kä Ongschd, de Hondwercher muss es halt nochemol mache!“

Die WCVorrichtung sitzt nach langem Kampf mit diversen Handwerkern direkt eng an der Wand, so eng, dass beleibtere Menschen nicht drauf sitzen könnten. Ist nicht schlimm, im EG hat es noch ein WC und duschen kann ich – kennt mich schon – im Wald (nicht mit Shampoo, es sei nochmal erwähnt für die, die erst jetzt hier mitlesen!!) bei jeder Temperatur oder im Bus oder bei Freunden. Entspannt Euch! Des werd schunn!

Ich sitze zwischen schon wieder und nochmals gepackten Kartons, die meisten Regale sind bereits ausgeräumt, einige Kartons sind in Münchweiler, einige Bücher auch schon in Regalen, andere warten noch darauf, dass eine LAN-Litze gezogen wird oder noch was isoliert wird. 

Ihr kennt solche Situationen, bei einem Umzug sitzt man ja buchstäblich im Noch aber auch Nichtmehr und räumt im Eswird aber Nochnicht rum. 

Gerade habe ich meinen Brotteig hier in Landau in einem Milch-Topf angerührt, weil die Teigschüsseln schon in Münchweiler sind! Pahhh! Geht alles! Ich habe hier noch je 2 Gabeln, Messer, Löffel, Teller, Salz, Pfeffer, Essig und Öl und eine kleine Pfanne und eben diesen kleinen Topf…. und: die geliebte Keramik aus dem Elsass, in der bäckt gerade mein Brot. 

Gestern habe ich mit Sandra gefühlte 12 Stunden geräumt, gepackt und mit 3 Freunden vom Johanneshoftreffen ca 20 Kartons schon mal in die Hinnerpalz gefahren und ausgeladen und dann dort wieder mit Sandra in die 3 Regale gehirnt, während meine Tochter mit ihrem Freund sich an was begeben hat, wofür mir die Nervenvernetzung fehlt: Ikea-Einsätze auf- und einbauen….

Heute morgen war ich dann mal allein an der Walddusche und hab sehr intensiv den aus allen Ritzen und Ästchen quellenden Frühling wahrgenommen, Rotkehlchen, Amseln, Drosseln und sogar schon vereinzelt Rotschwänzchen singen auch versonnen von dieser verschwenderischen Jahreszeit. Weißdornbüsche stehen in den Startlöchern mit ihren Blüten, an manchen Ästen finde ich auch NochHerbst und Schonfrühling. Es riecht anders. 

Zwischenwelten. Die eine ist noch da, aber nicht mehr so wie „gewohnt“, sie löst sich auf, die Neue kündigt sich an, hat sich aber noch nicht durchgesetzt. So blüht es schon neben einem noch nicht abgefallenen braunen Herbstblatt. So ist meine Küche im Rodalbdorf schon teilweise betriebsbereit und meine jetztige in der Vorderpfalz in einen Überlebensmodus übergegangen.  Beides ist nicht mehr oder noch nicht voll einsatzfähig. Und dabei wollen wir uns doch immer nur „wohl“fühlen, angekommen sein, eingelaufen sein, sind so ungern Vagabunden. Wir sitzen doch so gern auf unserem Sofa und trinken Kaffee oder Wein oder Tee und machen es uns gemütlich, am besten erst dann, wenn alles perfekt ist, oder?

Auch wir Christen: wir leben in einer Zwischenzeit. Wie das? 

Jesus war schon einmal hier auf Erden als Erlöser, um uns in die wahre Freiheit, in die eine Wahrheit zu führen, sie uns zu schenken, sobald wir IHM vertrauen, und ER wird wiederkommen als Richter. Die Zeit jetzt ist eine Brückenzeit, ein mit IHM und in IHM leben ohne, dass ER schon wieder sichtbar hier wäre. Und wie gern richten wir es uns gemütlich ein, errichten teure Gebäude, feiern Wohlstandschristentum anstatt hinaus zu gehen und von dieser Freude und diesem Weg beGEISTert zu erzählen.

Wir feiern lieber uns als IHN.

Gerade uns Christen sollte bewusst sein, dass wir hier auf der Durchreise sind und „nicht von dieser Welt“.

Angekommen sind wir, wenn wir vor IHM stehen, und ER uns fragt, was wir denn mitgebracht haben mit und durch unser Leben….. und dann kann man über die Brücke nicht mehr zurückgehen!

Nachher räume ich hier noch ein bissle weiter auf und entmiste und ich glaube, ich sollte der Fa. Abendland mitteilen, dass es doch noch das ein oder andere Regal gibt, was mitsoll und 4 Stühle und ein Bistrotisch. 

Mit dieser Firma bin ich schon zweimal umgezogen, es wurden immer Lösungen gefunden und keine Probleme gesucht. Danke an dieser Stelle!

Reisen mit leichtem Gepäck, improvisieren und unterwegs sein: übe ich mit dem Bus….. in Bezug auf meine Wohnung ist das doch nicht so einfach mit dem Loslassen. 

Eins weiss ich sicher: Ich bin mit IHM auf dem Weg, IHM kann ich immer vertrauen, dass ER einen Plan hat, egal wie chaotisch es für mich aussehen mag. 

3 Kommentare
  1. Grit Kurtz
    Grit Kurtz sagte:

    Liebe Ute,
    es ist so wohltuend, deine Zeilen zu lesen. Ja, wir leben in einer intensiven Zeit, in viel durcheinandergewirbelt wird.
    Unser Glaube, viele Menschen an meiner Seite und die Natur geben mir dabei die notwendige Kraft, um die Hoffnung auf eine bessere Zukunft immer zu bewahren und bei Ihrer Gestaltung mitzuwirken.
    Ich danke dir, dass du mich an deinen Erfahrungen teilhaben lässt.
    Alles Liebe und Gottes Segen für dich.
    Grit

    Antworten
    • Ute Dauenhauer
      Ute Dauenhauer sagte:

      Liebe Grit, ich bin in dieser Übergangszeit auch sehr dankbar für echte Freunde! Danke dafür! Gemeinsam – mit Gott im Mittelpunkt – mit Menschen auf diesem Brückenweg unterwegs zu sein, sich zu unterstützen und wahrzunehmen, das trägt. Gottes Segen und Frieden!

      Antworten
  2. Heike
    Heike sagte:

    Liebe Ute,
    ich. bin sehr froh, dass ich
    Menschen wie Dich kenne.
    Diese herausfordernde Zeit hat uns zusammengebracht und ich bin wie Du im Vertrauen, dass Alles gut wird.
    Deine tiefgründigen Kurzgeschichten gefallen mir und machen Lust auf mehr.
    Heike

    Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert