Wintereiszauber und Mutanfall

Sonntag morgen 5.00, Chai stupst mich an und will aufstehen. 10 Minuten später hätte der Wecker eh geklingelt, ich gähne mich ins Bad. Kaffee, Bibel lesen, beten und dann mich wie ein Winterwaldmensch einmummeln für die Wanderung ins Hainbachtal. Lange Unterhose, Thermounterhemd, Beinstulpen, Engelbert-Strauss-Winterjeans mit Taschen fürs Handy und die Lampe, Buff, Schal, Mütze, Wolljacke, Stirnlampe auch noch drauf, Rucksack. Ferdsch. Auch der Hund bekommt jetzt ein Mäntelchen an und hopst altersverzögert die Treppe runter. Meine Mitwanderer wollen heute die gesamte Strecke von Godramstein nach Frankweiler laufen, ich verzichte aus Rücksicht auf den alten Vierbeiner. 

Ach halt: die Wasserkanister noch holen! Danach fahre ich an die Quelle im Eußertal. 

Ich wandere allein hintenrein, die beiden sind schon dort am Rumleuchten und Bachlaufkontrolllieren, ihre Stirnlampen hoppeln durch den Wald.

Ich stehe ergriffen vor der winterverzauberten Walddusche, ihre Spritzer haben jetzt sogar einen glitzernden Eispanzer auf der Brüstung aufgetürmt. Es ist eine diamantene Eiszapfenparade oder umgekehrte Eisorgelpfeifen an den  Geländern und den Treppen, unter dem Eingangstürchen hängen Eisstalagtiten und ihnen ragen gefrorene Stalagmiten entgegen. Ich leuchte rein und freue mich von tief innen raus. Wie soll man dieses Wunder mitten in der Dunkelheit fotografieren?

Temperatur 4,1 Grad. Über die Treppen müssen wir ein Handtuch legen, um nicht wegzurutschen. 

Ich schreib jetzt nicht mehr weiter, wie man da sicher rein und wieder rauskommt. Es braucht Mut und Disziplin, beides wird belohnt durch Gebizzel, innere Wärme und auch bissle Stolz. 

In meinem Bus warten meine zwei Kanister auf Füllung und auch zwei Taschen voller Bücher auf ein öffentliches Leseregal. Ich fange grad wieder an auszumisten…. 

Auf der Fahrt zur Quelle koche ich mir einen Kaffe in dieser genialen Espressoimautokochmaschine und komme am Armbrunnen gut aufgewärmt an, von innen und von aussen. Ab Eussertal verändert sich die Landschaft: die Baumspitzen sind nebelgefroren, je höher ich komme, umso zauberhafter wird es. Von oben eingetaucht wie in Eispuderzucker. Ich fahre mitten durch eine Winterwunderwelt und bin ganz verzückt. 

Die Kanister sind schnell aufgefüllt, ich treffe heute hier keinen.

Mich hält jetzt nichts mehr: in diesen Eiszauberwald muss ich jetzt noch mit Chai Gassi gehen und den Schöpfer preisen für diese Pracht und Ihm ein paar Bilder machen von Seinen Asteisstacheln, Eisrahmen um Blätter und Kräuter. Die Bäume sind alle eisverweißt, unter meinen Lederwanderschuhen kracht es beim Gehen. Chai findet es auch prächtig und wälzt sich alle paar Meter im Gefriergras, saust über die angezuckerten Wege. Seine Pfoten ziehen die erste Spur. 

Wie kommt man auf die Idee, dass es keinen Schöpfer geben kann? Wie kann man denken, dass das alles aus Zufall entstanden ist und es im Nachhinein mit „Natur“Wissenschaft erklären? Ist mir schleierhaft.

Man denkt von einem gigantischen Kunstwerk ja auch nicht, dass es keinen Künstler gibt und denkt, dass es zufällig entstanden ist, nur weil man die RAL-Farben benennen kann….Allein weil ich mir erklären kann, warum ein Auto fährt (echt? Könnt Ihr das so richtig schlussendlich erklären?), behaupte ich ja auch nicht, dass es keinen Kontrukteur gäbe. 

Wie auch immer. Jeder staune über was anderes. Ich bin jedenfalls froh und dankbar über den Künstler GOTT. 

3 Kommentare
  1. Helmut Garleb
    Helmut Garleb sagte:

    Ganz schön verrückt – aber die Begeisterung wirkt echt ansteckend!
    Freundlicher Hinweis vom Fachmann:
    Stalaktiten hängen, Stalakmiten stehen!

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    • Ute Dauenhauer
      Ute Dauenhauer sagte:

      Hallo Helmut, wenn du mal da bist, zeig ich dir dieses wunderbare Fleckchen. Und das mit den Stalaktiten und -miten hatte ich noch extra nachgeschaut und dann doch falsch rum geschrieben…. ich ändere es gleich! DANKE!! Grüße nach Thüringen!!

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  2. Brita Jalowski
    Brita Jalowski sagte:

    Einfach wunderbar, wie du das immer wieder beschreibst und mich teilhaben lässt an deinen Erlebnissen!
    Danke dir dafür 😇

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